Diese Seite gehört zu:
hans-asbeck.de:
Homepage von Hans Asbeck:
"Brundibár" und später mehr
Dr. Hans Asbeck
Beethovenstr. 8 links
D-30449 Hannover
- - - - - - - - - - - - - - - Tel. 0511-452202 - - - - - - - - - - - - - hans.asbeck@web.de


zurück zur
Homepage

Brundibár
- Einleitung
- Essay
- Inhalt textkritisch
- Brundibár aufführen?
- Forschung
- Karikatur und Titel
- Material


Brundibár (English)
- Introduction
- Essay
- Brundibár:To Perform or Not

- Narrative Summary and
Critical Report


Brundibár 2002
- Einleitung
- Chronologie
- Streitschrift'Jugendgefährdend'
- Presse
- Der Angriff
- Die Verteidigung
- Schützenhilfe
- Schülerpetition
- GEW-Resolution
- Petition an den Ns.Landtag
- Hintergründe: "Winnetou" und andere Publikationen von H.A.
- Persönliches Schlusswort

Brundibár-Diskussion
- Ausgewählte Beiträge
- Archiv aller Beiträge
- Mail to
- Forum/Gästebuch

Der Angriff



Inhalt

- Schreiben der Schulpastorin vom Freitag, 1. 2. 2002

- Schreiben des Theaterpädagogen vom Freitag, 1. 2. 2002

- Schreiben eine der beiden am Projekt beteiligte Kolleginnen, die von mir unmittelbar nach der Aufführung angesprochen worden waren, vom Freitag, 1. 2. 2002

- [Schreiben des Schulleiters an die Behörde vom Freitag, 1. 2. 2002]

- Schreiben der gewählten Elternvertreter) vom Sonntag, 3. 2. 2002

- Gegen mich gerichteter Beschwerdebrief aller am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen an den Personalrat vom Sonntag, 3. 1. 02


SCHULPASTORIN:


EVANGELISCHES SCHULPFARRAMT IM STADTKIRCHENVERBAND HANNOVER

Pastorin […]


Herrn
Dr. Hans Asbeck
IGS Linden
Fax 0511 / 168 42204
durch die Schulleitung der IGS Linden

Schloß Ricklingen, den 01.02.2002

Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Asbeck,

als Organisatorin und Gesamtleiterin des Projektes Brundibar kommt mir eine besondere Verantwortung für diejenigen zu, die an diesem Projekt mitgewirkt haben.

Ich möchte diese Verantwortung hiermit wahrnehmen und auf das von Ihnen am 29 1. 2002 verfasste und am 31-01-2002 öffentlich verteilte und ausgehängte Schieiben reagieren. Für eine inhaltliche Auseinandersetzung ist in diesem Schreiben nicht der Ort.

Ihr Schreiben empfinde ich als verunglimpfend und beleidigend, den verantwortlichen Kollegen und Kolleginnen, insbesondere aber auch den Zeitzeuginnen gegenüber.

Der öffentliche Aushang leistet in keiner Weise einen Beitrag zu einer Auseinandersetzung mit dem Projekt. Vielmehr ist er rufschädigend für die Verantwortlichen, die Beteiligten, die IGS Linden und die Kooperationspartner des Projektes.

Ich setze die Kooperationspartner des Projektes (Schulpfarramt im Stadtkirchenverband Hannover, Theaterpädagogisches Zentrum der Stadt Hannover, Ev. Erwachsenenbildung der Stadt Hannover, Marktkirchengemeinde Hannover) und die Schirmherren, Frau Landesbischöfen Dr. Käßmann und Herrn Ministerpräsidenten Gabriel, von ihrem Schreiben und meiner Reaktion in Kenntnis.


Juristische Schritte behalte ich mir vor.

Mit freundlichen Grüßen

i. A. [Unterschrift Schulpastorin]


THEATERPÄDAGOGE:

Hannover, den 1.02.2002

[An Schulleitung]

als Mitarbeiter des Theaterpädagogischen Zentrums der Landeshauptstadt Hannover habe ich im Auftrag der mir vorgesetzten Dienststelle, des Kulturamtes der Landeshauptstadt Hannover, am Projekt Brundibar mitgewirkt und die Verantwortung für die theaterpädagogische Betreuung, sowie die szenische Ausgestaltung getragen. Wie Sie selber wissen, waren die
einzelnen Vorstellungen über die Maßen ausverkauft. Darüber hinaus fand die Arbeit vor allem
durch die geglückte Kombination von Kinderoper und den sich an die jeweilige Vorstellung anschließenden Bericht ehemaliger Insassen des KZ Theresienstadt, in der Öffentlichkeit ein ungewöhnliches Echo. Frau Herrmannova, Frau Merova und Frau Weissova?Hoskova haben die Aufführungen als zwölfjährige Mädchen in Theresienstadt, wo die Oper von Kindern über fünfzig Mal aufgeführt wurde, unnüttelbar miterlebt, bzw. darin mitgewirkt. Sie haben erlebt, wie das Ensemble täglich "neu aufgefüllt" werden mußte, weil Kinder nach Auschwitz deportiert und dort in der Gaskammer ermordet wurden. Die heutigen zwölfjährigen Darstellerkinder, der Klasse 6c der Igs Linden, hatten Gelegenheit nach dem Schicksal der damaligen Anninkas, Pepiceks, Brundibars und all der anderen Darsteller zu fragen. Sie befanden sich dadurch, wie auch die zuschauenden Schüler der Vormittagsvorstellungen, in einer ungewöhnlichen ernotionalen Nähe zu den Grauen des Nationalsozialismus. Unzählige Untersuchungen belegen, dass kein pädagogisches Rezept existiert, Menschen faschismusresistent zu machen. Viele wohlmeinende Versuche haben versagt oder gar das Gegenteil der eigenen Intention bewirkt. Die Greuel des Nationalsozialismus sind weder vermittel? noch nachvollziehbar. Sie sind schlicht nicht zu verstehen. Alle Verantwortlichen sind dsrum glücklich über die tiefen Spuren, die das Brundibarprojekt bei Darstellern und Zuschauern hinterlassen hat.

Um so entsetzter bin ich über die schriftliche Reaktion eines Lehrers aus Ihrem Hause. Herr Hans Asbeck hat ein Papier verfasst in dem er den: (Zitate kursiv) allzu gutmeinenden Machern des Projekts Brundibar folgendes vorwirft:

Die Kinderoper sei jugendgefährdend. Das Geschehen auf der Bühne wäre durch die folgenden Motive geleitet: Die Hetzjagd auf diesen allzu wehrlosen ... Einzelnen. ...Judenhass und moderner Antisemitismus ..., bildet den Inhalt der Oper. Die Hauptfigur wäre als biologische Missgeburt und sozialer Schädling dargestellt. Brundibar müsse den Juden im Sinne der üblichen Hetzbilder geben. Dargestellt würde ferner: Ein Schicksal von Lynchjustiz, ein mit Hass und Hass-Lust ausgeübter Progrom. Die Kinderoper würde außerdem vermitteln, eine auf Ausgrenzung und Eliminierung von Einzelnen gegründete Kumpanei, die sich über alles Recht, ja alle Gesittung hinwegsetzt und sich ein eigenes Gesetz schafft, das Willkürgesetz der Mehrheit, des gesunden Volksempfindens.

Ich beschränke mich auf diese wenigen Zitate. Sie sind sehr raffiniert in eine vierseitige Scheinanalyse der Kinderoper eingebettet, welche dem Leser Wissenschaftlichkeit und Objektivität vorgaukeln will. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine sehr systematische und vorsätzlich geplante Verunglimpfung aller am Projekt Beteiligten. Dazu gehören nicht nur die eigene Schule, die Marktkirche, das Schulpfarramt und das Theaterpädagogische Zentrum. Dazu gehören vor allem die Kinder der Klasse 6c und deren Eltern, die vor solchen Anwürfen dringenden Schutzes bedürfen. Und dazu gehören schließlich, stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus, die drei von uns eingeladenen Zeitzeuginnen. Nach Auffassung von Herrn Asbeck haben sie augenscheinlich gegen sich selber Judenhass und Antisemitismus betrieben, als sie damals in Theresienstadt an der Kinderoper beteiligt waren. Hier wird der ganze Zynismus des Autors deutlich, der damit die in der Diskussion hinreichend bekannte "Selbstschuld" These bemüht. Mich bewegen in diesem Zusammenhang verschiedene Fragen:

1. Was ist der Antrieb zu einem derartigen Ausstoß von Hass und Verleumdung, die auch vor der Leistung, zwölfjähriger Schüler nicht Halt macht?

2. Wie ist es möglich, dass ein Lehrer wie Herr Asbeck an einer Schule, die Demokratie und Antirassismus als entscheidenden Leitsatz auf ihre Fahnen geschrieben hat, im dargestellten Sinne tätig ist. Sollte es sich um einen "Schläfer" handeln?

Ich bitte Sie, schnellstmöglich die notwendigen Schritte zu unternehmen, um derartige Vorkommnisse in Zukunft zu unterbinden. Die mir vorgesetzten Dienststellen, das Kulturamt und das Kulturdezernat der Landeshauptstadt Hannover werde ich von dem Vorgang in Kenntnis setzen.

Mit freundlichen Grüßen
[Unterschrift]



Eine der beiden am Projekt beteiligte Kolleginnen, die von mir unmittelbar nach der Aufführung angesprochen worden waren:

den 1. 02. 2002

Lieber Hans,

mit einigem Befremden habe Ich dein Schreiben vom 29.01.2002 zur Kenntnis genommen.
Der Inhalt des Schreibens schadet dem Ansehen der IGS Linden weil er Inhaltlich falsch ist, den Einsatz der Kollegen missachtet, die Leistung der Schülerinnen und Schüler herabwürdigt und die Ehre und das Ansehen der Zeitzeugen beleidigt.

Eine inhaltliche Diskussion scheint mir eher peinlich, da es schon sehr seltsam anmutet, mit welchen Argumenten die Figur des Brundibar hier verteidigt wird. Ich möchte daher auch nur ein Argument für mein obiges Urteil nennen. Für die Zuschauer und Mitwirkenden der Kinderoper "Brundibar" Im KZ Theresienstatt wurde "der Bösewicht Brundibar mit dem Faschismus gleichgesetzt" und kann somit als die Verkörperung Hitlers verstanden werden.

Ich möchte dich bitten, unter diesem Gesichtspunkt dein eigenes Schreiben noch einmal kritisch zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen

[Unterschrift]


[Brief des Schulleiters an die Schulbehörde vom 1. 2. 03 (Freitag):

Dieser sehr ausführliche Brief, der bei meinem Termin in der Bezirksregierung ebenfalls vorlag, ohne dass er mir explizit vorgehalten wurde, zu dem ich also nicht Stellung nehmen konnte, kann aus Gründen der dienstlichen Geheimhaltung nicht mitgeteilt werden, was außerordentlich zu bedauern ist, da es zu Irritationen führen muss:

Jeder wird es für eine Selbstverständlichkeit halten, dass Schulleitung in einen Chor wie den soeben dokumentierten nicht einstimmt, dass sie sich distanziert, mäßigend einwirkt, den maßlos Angegriffenen und Beleidigten vorbehaltlich aller Kritik auch schützt, dass sie zum pflichtgemäß-vernünftigen Konfliktgespräch ruft und die Unumgänglichkeit einer inhaltlichen Diskussion umstrittener, aber offenbar wichtiger Thesen klar stellt (geradezu undenkbar erscheint, dass auch Schulleitung eine solche womöglich ausdrücklich verweigert haben könnte).

Tatsache ist aber, dass es weder schriftliche noch sonstige Äußerungen von Schulleitungsseite gibt, die in eine solche Richtung weisen.

Ich werde mich bemühen, die Erlaubnis zur Veröffentlichung des oben genannten Schlüsseldokuments zu erhalten. Vgl. aber jetzt schon den "Nachtrag" zu meiner Replik auf die Stellungnahme des Kultusministeriums unter "Petition an den Niedersächsischen Landtag"; zum Geheimhaltungsproblem die "Einleitung" zu "Brundibár 2002": links anklicken!]



Gewählte Elternvertreter nach "Information" durch Schulleitung und Verfasser der Briefe vom 1. 2.:


An die Schulleitung der IGS-Linden [...]

Hannover, den 3. Februar 2002

Sehr geehrter [...],

mit Entsetzen und Empörung haben wir das Schreiben von Herrn Dr. Asbeck zum Thema Brundibar zur Kenntnis genommen.

Diese Kinderoper ist von der Klasse 6c, die unser Sohn besucht, in der Marktkirche aufgeführt worden. Dieses erfolgreiche Projekt der IGS Linden wurde von vielen verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen hoch gelobt und es wurde viel Anerkennung ausgesprochen.

Unsere Kinder, die Lehrer und Eltern haben sich hier weit über das übliche Maß hinaus engagiert. Viele positive Effekte sind eingetreten, z.B. Förderung der Klassen- und Elterngemeinschaft, fächer- und jahrgangsübergreifende Zusammenarbeit, Zusammenarbeit mit außerschulischen Organisationen und Institutionen (Musikhochschule, Theaterpädagogisches Zentrum, Kirche, Schulpfarramt etc.), Imagegewinn der IGS durch positive Presse usw..

Zu dem Entwurf von Dr. Asbeck möchten wir uns als Eltern eines mitwirkenden Kindes äußem. Wir finden es ungeheuerlich, mittels solch einer Analyse - so berechtigt eine inhaltliche Diskussion über das Stück selbst vielleicht ja für manche auch sein mag - die Behauptung, diese Opernaufführungen seien jugendgefährdend, antisemitisch und die Lynchjustiz fördernd, aufzustellen. Hier wird uns indirekt unterstellt, in solch einem Stück mitgeholfen und unser Kind darin auftreten lassen zu haben. Diese Kinderoper läßt sich unserer Meinung nach nicht isoliert betrachten. Sie ist nicht vom gesamtgeschichtlichem Zusammenhang und von ihrer Funktion für die Inhaftierten von Theresienstadt zu trennen. Die Mitwirkung und die Aufführungen im Getto bedeuteten für die Inhaftierten Hoffnung, Auflehnung und Ablenkung vom Elend.

Die Identifikation der von den Nationalsozialisten Verfolgten in Theresienstadt lief nicht über den Brundibar, sondern über die Kinder Aninka und Pepicek.

In seinem Entwurf behauptet Dr. Asbeck, Aninka und Pepicek seien "zwei gutherzige, aber nicht so gut erzogene und ein wenig zurückgebliebene Kinder, die die Grundregeln des Zusammenlebens noch nicht verstanden haben."

Zu den Grundregel des Zusammenlebens - hier von uns bezogen auf den Schulalltag - sollte ein offener und fairer Umgang miteinander gehören. Dr. Asbeck zieht durch seinen Entwurf die Arbeit seiner Kollegen, die Mitarbeit engagierter Eltern und vor allem die harte und erfolgreiche Arbeit der Kinder, und nicht zuletzt auch die Mitwirkung der Zeitzeuginnen in eine Richtung, wo diese nun wirklich nicht hingehört.

Mit freundlichen Grüßen

[Unterschriften]


 

Beschwerdebrief aller am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen an den Personalrat vom 3. 1. 02:

Die Vertraulichkeit dieses Briefes würde ich respektieren, verzerrte er die Wahrheit nicht in grober, mich diffamierender Weise und hätte sein Verfasser ihn nicht - ohne Wissen der Mitunterzeichner - am Personalrat vorbei auch der Schulleitung vorgelegt, die ihn, ohne mir eine Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben, direkt an die Behörde weitergereicht haben muss, wurde er mir doch bereits am folgenden Tag (Montag, den 4. 2. 03) in der Bezirksregierung als Beweis meiner Störung des Schulfriedens, die ein sofortiges Verlassen der Schule notwendig mache, vorgehalten. Zum Geheimhaltungsproblem vgl. die "Einleitung" zu "Brundibár 2002": links anklicken!

 

[Musikalischer Leiter der Aufführung]

An den Personalrat der IGS Linden [...]

Beschwerde über den Kollegen Dr. Hans Asbeck

Hannover, den 3. Februar 2002

Dr. Hans Asbeck hat sich nach unseren Aufführungen der Kinderoper "Brundibár" in einem vierseitigen Papier vom 28.1.02 zu dem Projekt geäußert. Darin bezeichnet er unsere Arbeit als ,jugendgefährdend' [sachlich falsch: gemeint ist der Operntext von 1938: vgl. "Streitschrift", links anklicken; H. A.] und unterstellt unter anderem, ,Judenhass und moderner Antisemitismus' bilde den Inhalt der Oper [sachlich ebenfalls falsch: vgl. "Streitschrift; H. A.].

Vor der Veröffentlichung seines Papiers hat Herr Dr. Asbeck kein Gespräch mit den Verantwortlichen des Projektes gesucht (obwohl S. Sander ihn nach einer kritischen Bemerkung dazu aufgefordert hat) [sachlich falsch: vgl. "Chronologie", links anklicken, unterm 25. 1. 02; H. A.] und diese Blätter an Kolleginnen und Kollegen der Schule weitergegeben, schulöffentlich ausgehängt sowie an Eltern der Klasse 6c persönlich ausgehändigt [verzerrte, tendenziöse Darstellung: vgl. "Chronologie", H. A.]. Heute erfuhren wir, dass die Jüdische Gemeinde das Blatt erhalten hat [s. o., H. A.].

Diese rufschädigenden Beleidigungen können wir nicht dulden und fordern den Personalrat auf, uns betroffene Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen.

Gez. [die fünf am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen]

i. A. [Unterschrift]